Basel – eine Stadt zum Staunen

Ich war oft in der Schweiz, in Basel jedoch nur einmal für einen Tag und das liegt lange zurück. Vor ein paar Jahren zog eine gute Freundin dorthin und lud mich mehrmals zu sich ein. Doch immer kam mir etwas dazwischen, und als ich sie endlich besuchen wollte, ging sie ins Ausland und blieb coronabedingt lange fort. Dann kam sie zurück, und ich packte sofort meinen Koffer. Fünf Tage wollte ich in Basel und anschließend noch ein paar Tage in Zürich verbringen. Nur fünf Tage?, fragte sie erstaunt, als ich meinen Besuch ankündigte. Das sei doch viel zu kurz für eine Stadt wie Basel. Ich dagegen fand fünf Tage eigentlich schon recht großzügig bemessen. Welch ein Irrtum, wie ich schon bald feststellen sollte.

Es gibt eine direkte Zugverbindung Hamburg – Basel, sogar mehrmals am Tag. Sechseinhalb Stunden ICE mit der richtigen Reiselektüre im Gepäck waren kein Problem. Überraschenderweise kam mein Zug sogar pünktlich an. Unpünktlich dagegen war meine Freundin, die sich auf die häufig verspäteten Züge aus Deutschland eingestellt hatte und mich ein paar Minuten warten ließ. Ich nutzte die Gelegenheit und wechselte schnell ein paar Schweizer Franken. Kaum war das erledigt, kam sie auch schon angerannt.

Multikulti am Wirtschaftsstandort Basel

Meine Freundin gehört zu jenen glücklichen Expertinnen, die heute durch Headhunter gesucht werden, also sehr gefragt und viel beschäftigt sind. Dies sei aber nichts Besonderes in Basel, versichert sie mir, im Gegenteil, die Stadt sei voller junger, gut ausgebildeter Leute, die aus allen Ecken der Welt kämen. Ihr Arbeitsteam sei ein typisches Beispiel und könne als verkleinerte Ausgabe der Vereinten Nationen betrachtet werden: Amerika, Asien, Europa, immerhin drei Kontinente sind vertreten. Im Großraum Basel leben und arbeiten Menschen aus etwa 150 Herkunftsländern. Der Ausländeranteil liegt bei über 35 %.

Im Dreiländereck Deutschland, Frankreich und der Schweiz günstig gelegen konnte sich Basel in den letzten Jahrzehnten zum exzellenten Wirtschaftsstandort entwickeln mit global agierenden Unternehmen wie den Pharmakonzernen Novartis und Roche. Schaut man auf die Wirtschaftsleistung und kulturelle Vielfalt der Stadt, mag man kaum glauben, dass Basel nur etwa 180 000 Einwohner zählt und damit nach Zürich und Genf zwar drittgrößte Stadt der Schweiz, aber eigentlich keine Großstadt ist, auch wenn man noch die mehreren Zehntausend Pendler aus dem Umland des Dreiländerecks hinzuzählt, die täglich nach Basel zur Arbeit strömen. Als sich meine Freundin vor vielen Jahren in Basel um eine Stelle bewarb, erschien ihr die Stadt zu klein und provinziell, weshalb sie Frankfurt den Vorzug gab. Heute ist es vor allem die Internationalität, die sie an dieser Stadt begeistert.

Basel – die Architekturhauptstadt der Schweiz

Schon am ersten Tag fällt mir das harmonische Nebeneinander von jahrhundertealter Bausubstanz und modernster Architektur auf. Einige der berühmtesten Architekten sind in Basel ansässig und haben sich mit spektakulären Bauten weltweit verewigt, wie etwa das Architekturbüro Herzog & de Meuron, das in Peking das Nationalstadion, oft Vogelnest genannt, entworfen hat und ebenso die Hamburger Elbphilharmonie.

Auf dem Weg zur Basler Altstadt fällt mir das Meret Oppenheim Hochhaus auf. Bei vielen Baslern stößt es auf wenig Gegenliebe.

Meret Oppenheim Hochhaus © Petra Häring-Kuan

Es wurde von den eben erwähnten Architekten Herzog & de Meuron entworfen, und laut Aussage meiner Freundin soll Stein des Anstoßes die Fassade sein, die je nach Lichteinstrahlung und Tageszeit den Bau als bedrohlich dunklen Koloss erscheinen lässt.

Meret Oppenheim Hochhaus © Petra Häring-Kuan

Wesentlich freundlicher wirkt dagegen das Gebäude des Tessiner Architekten Mario Botta, an dem ich kurz darauf vorbeikomme.

BIZ © Petra Häring-Kuan

Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) residiert dort. Sie hat einen weiteren Sitz in der Nähe des Bahnhof Basel SBB, in einem zur Zeit seiner Entstehung in den 1970er Jahren als spektakulär angesehenen Hochhaus.

Hochhaus der BIZ © Petra Häring-Kuan

Basels Altstadt zählt zu den besterhaltenen in Europa 

Die Anfänge Basels gehen auf das fünfte vorchristliche Jahrhundert zurück, als die Rauriker, ein keltischer Stamm, am sogenannten Rheinknie siedelten. Um 44 v. Chr. kamen die Römer und gründeten die Kolonie Augusta Raurica. Ihres Feldherrn Lucius Munatius Plancus wird im Innenhof des Rathauses gedacht. Er gilt als Gründer von Basel.

Ein Römer gilt als Gründer von Basel © Petra Häring-Kuan

Das scharlachrote Rathaus ist ein Bau aus der Mitte des 16. Jahrhunderts. Es wurde in späterer Zeit durch etliche An- und Umbauten ergänzt.

Das Basler Rathaus © Petra Häring-Kuan

Auf dem Platz vor dem Rathaus herrscht gemütliches Treiben. Außer an Sonntagen bieten hier verschiedene Marktstände ihre Waren an. Straßenbahnen rattern vorbei. Wer als Fußgänger wie ich nicht mehr an solche Gefährte gewöhnt ist, muss aufpassen. Direkt gegenüber befindet sich die Confiserie „Schiesser“, ein Café seit 1870. Die Auslagen im Schaufenster wirken unglaublich verführerisch, und am liebsten würde ich einen Großeinkauf starten. Doch die Vorstellung, dann mit einem schweren Beutel voller Schweizer Köstlichkeiten durch Basel wandern zu müssen, hält mich schließlich davon ab. Stattdessen geht es weiter zur Mittleren Rheinbrücke, fertiggestellt im Jahre 1905. Ein Vorgängerbau soll schon im 13. Jahrhundert erstmals beide Ufer verbunden haben.

Die Mittlere Rheinbrücke © Petra Häring-Kuan

Der Rhein teilt die Stadt in Großbasel am linken Flussufer und Kleinbasel am rechten. Gleich mehrere Brücken und Fähren verbinden beide Stadtteile. In Großbasel lebten einst die Betuchten, in Kleinbasel die kleinen Leute. Das heißt, eigentlich waren es die Großbasler, die Kleinbasel im Jahre 1392 dem Bischof von Straßburg für fast 30 000 Gulden abkauften. Wie gut man sich verstand zeigt eine Skulptur, die sich am Haus Schifflände 1, gegenüber der Mittleren Rheinbrücke, befindet. Ursprünglich stand dort das Basler Rheintor, an dem im 17. Jahrhundert ein überlebensgroßer Kopf aus bemaltem Kupferblech prangte. Viermal pro Minute rollte er mit den Augen und streckte den Kleinbaslern und allen Neuankömmlingen die Zunge heraus. Der Mechanismus eines Uhrwerks sorgte für diese doch recht unfreundliche Geste. Zunge heißt im heimischen Dialekt Lälle, weshalb die Skulptur Lällekönig genannt wird.

Schifflände 1 mit Lällekönig © Petra Häring-Kuan

Zwischenzeitlich wurde der Kopf immer mal wieder abgenommen. Der heutige Lällekönig besteht aus Stein und kann leider nicht mehr mit den Augen rollen. Stattdessen zeigt er den Kleinbaslern permanent die Zunge. Das Original aus Kupferblech ist in der Barfüsserkirche zu sehen, in der sich seit 1894 das Historische Museum Basel befindet.

Lällekönig © Petra Häring-Kuan

Auf halber Strecke der Mittleren Rheinbrücke steht eine kleine Kapelle, das Käppelijoch, an deren Gittertür Liebespaare als Zeichen ihrer immerwährenden Liebe Vorhängeschlösser anbringen und die Schlüssel anschließend in den Rhein werfen.

Kapelle Käppelijoch © Petra Häring-Kuan

Im 14. Jahrhundert ging es dort weniger romantisch zu. Damals diente der Ort dem Strafvollzug. Hier wurden schwere Vergehen durch Ertränken bestraft. Als schweres Vergehen galten u.a. Ehebruch, Bigamie und Kuppelei. Man fesselte die Bezichtigten, beschwerte sie mit Gewichten und warf sie in den Rhein. Gegenüber, auf der anderen Straßenseite, erinnert eine Tafel an die Opfer.

Gedenktafel am Käppelijoch © Petra Häring-Kuan

Das Wahrzeichen Basels ist das Münster, ein roter Sandsteinbau mit bunten Dachziegeln, der hoch über dem Rhein thront.

Das Basler Münster © Petra Häring-Kuan

Stifter des Vorgängerbaus waren der deutsche König und spätere Kaiser Heinrich II. und seine Gemahlin Kunigunde. Das Gebiet von Basel stand noch nicht lange unter ihrer Herrschaft. Sich durch großzügige Schenkungen und Stiftungen der Unterstützung des Klerus zu versichern, gehörte damals zu Heinrichs Politik. Der Kirchenbau wurde 1019 eingeweiht. Die Skulpturen der beiden Stifter sind auf der linken Seite des Eingangsportals zu sehen. Im Jahre 1356 vernichtete ein Erdbeben große Teile Basels. So auch die Kathedrale mit ihren fünf Türmen. Doch man baute sie wieder auf, wenn auch nur mit zwei Türmen.

Das Wahrzeichen von Basel © Petra Häring-Kuan

500 Jahre lang erfolgten diverse Erweiterungsbauten. Bis 1529 diente die Kirche als bischöflicher Dom, seit der Reformation als Münster der evangelisch-reformierten Kirche.

Wo einst bedeutende Wissenschaftler und Künstler wirkten

Eine Besonderheit befindet sich linker Hand im äußeren Seitenschiff: eine große Gedächtnistafel erinnert an den niederländischen Universalgelehrten und berühmtesten Humanisten der Neuzeit, Desiderius Erasmus von Rotterdam (um 1467 – 1536), der im Basler Münster beigesetzt wurde.

Zum Gedenken an Erasmus von Rotterdam © Petra Häring-Kuan

Obwohl Erasmus Katholik war, fand er dennoch im evangelisch-reformierten Münster seine letzte Ruhe. Das zeigt, dass er als Theologe, Philosoph und Priester religionsübergreifend höchstes Ansehen genoss.

Erasmus von Rotterdam, Anonym, Public domain, via Wikimedia Commons

Erasmus hat viele Jahre in Basel gewirkt. Seine kritischen Schriften haben zur Reformation beigetragen. Auch gilt er bis heute als Wegbereiter der europäischen Aufklärung.

Bereits 1460 gründete man in Basel die erste Universität der Schweiz. Sie trug erheblich dazu bei, dass sich die Stadt schon früh zu einem Zentrum der Wissenschaften und Kultur entwickelte. Schaut man nach, wer neben Erasmus von Rotterdam noch alles in Basel gelebt und gewirkt hat, wenn auch manchmal nur für wenige Jahre, dann fallen viele berühmte Namen auf, darunter Paracelsus (1493-1541), die Mathematiker Jakob Bernoulli (1655-1705) und Leonhard Euler (1707-1783), Friedrich Nietzsche (1844-1900) und Hermann Hesse (1877-1962).

Kunst- und Kulturmetropole von Weltrang

Verlässt man das Münster gelangt man am anderen Ende des Münsterplatzes in einen malerischen Innenhof mit dem Museum der Kulturen, das zu den bedeutendsten ethnographischen Museen in Europa zählt.

Museum der Kulturen Basel © Petra Häring-Kuan

Man steht erneut vor einer für Basel typischen Mischung aus mittelalterlicher und moderner Architektur. Die historische Bausubstanz wurde durch ein extravagantes Dachgeschoss ergänzt, das sich gebirgsartig faltet und mit grünen Keramikkacheln gedeckt wurde. Auch dies ist ein Werk der Architekten Herzog & de Meuron.

Schwerpunkte des Museums sind u.a. der Buddhismus, Tibet, Südsee und Afrika.

Basel und seine vielen Museen – an die vierzig sollen es sein, darunter einige von Weltrang mit spektakulären Ausstellungen. Prozentual zur Bevölkerung besitzen wohl nur wenige Städte eine derart hohe Dichte an kulturellen Institutionen wie Basel. Hierzu zählt auch die jährlich stattfindende Art Basel, die weltweit bedeutendste Messe für zeitgenössische Kunst, mit Dépendancen in Miami, Hongkong und Paris.

Welch ein Glück für mich, dass im Kunstmuseum Basel gerade die Sonderausstellung „Picasso – El Greco“ zu sehen ist.

Kunstmuseum Basel, Altbau © Petra Häring-Kuan

Alt- und Neubau des Kunstmuseum Basel stehen einander gegenüber an einer Kreuzung, sind aber unterirdisch miteinander verbunden. Der Neubau wurde von den Basler Architekten Christ & Gantenbein entworfen und 2016 eröffnet.

Kunstmuseum Basel, Neubau © Petra Häring-Kuan

Er bietet 2740 Quadratmeter Ausstellungsfläche und ist ideal für große Sonderausstellungen.

Im Altbau befindet sich die Sammlung, die dem Museum Weltrang verleiht:  Werke aus den vergangenen 500 Jahren, darunter von alten Meistern wie Holbein, Cranach, Rembrandt und Rubens, von Vertretern des 19. Jahrhundert wie Cézanne, Renoir, Gauguin und van Gogh sowie aus der klassischen Moderne wie Dalí, Kandinsky und Klee.

Für Kunstinteressierte ist der Besuch des Kunstmuseum Basel ein absolutes Muss.

Nicht weit entfernt befindet sich das Cartoonmuseum, das sich ganz der Kunst der narrativen Zeichnung widmet.

Ankündigung zur Ausstellung der italienischen Künstlerin Gabriella Giandelli im Cartoonmuseum Basel

Ein schattiger Weg führt das linksseitige Rheinufer entlang, und durch das St. Alban-Stadttor aus dem 14. Jahrhundert verlässt man die historische Altstadt.

Von der ehemaligen Stadtbefestigung ist nicht viel erhalten geblieben. Doch das Wenige wurde liebevoll saniert.

Die alte Stadtbefestigung, liebevoll saniert © Petra Häring-Kuan

Die Türme der Roche-Holding sind zu sehen. Auch sie wurden nach Entwürfen des Architekturbüros Herzog & de Meuron gebaut. Mit einer Höhe von 178 bzw. 205 Metern gehören sie zu den höchsten bewohnbaren Gebäuden der Schweiz.

Die Roche-Türme am rechten Rheinufer © Petra Häring-Kuan

An dieser Stelle führt die Schwarzwaldbrücke über den Rhein. Kaum ist das Ufer von Kleinbasel erreicht, befindet man sich auch schon auf dem Gelände einer weiteren Basler Sehenswürdigkeit, dem Solitudepark mit dem Museum Tinguely.

Blick auf den Solitudepark und die Roche-Türme © Petra Häring-Kuan

Das Museum ist eine Schenkung der F. Hoffmann-La Roche AG an die Stadt Basel. Anlass war 1996 der Jahrestag des 100-jährigen Bestehens der Firma. Die Entwürfe zum Museumsbau lieferte der Tessiner Architekt Mario Botta.

Es ist ein Erlebnis, dieses Museum zu besuchen. Ich mache ein paar Fotos und schicke eins  per WhatsApp meiner Schwester in Hamburg, die umgehend antwortet: „Auf mich wirkt das Kunstwerk wie ein Haufen Schrott!“

Damit liegt sie genau richtig, denn tatsächlich stellte der Schweizer Maler und Bildhauer Jean Tinguely (1925-1991) seine Werke häufig aus Metallschrott zusammen. Er ist einer der wichtigsten Vertreter kinetischer Kunst. Viele seiner maschinenähnlichen Skulpturen sind in ständiger Bewegung. Schon am Vortag war mir beim Besuch der Altstadt in der Nähe des Barfüsserplatzes der Tinguely-Brunnen aufgefallen. 1977 hatte Jean Tinguely ihn seiner Heimatstadt Basel geschenkt, eine Gruppe von zehn eisernen wasserspeienden Figuren in einem Brunnenbecken aus schwarzem Asphalt. Sie alle sind in ständiger Bewegung, wie auch die Brunnenfigur vor dem Museum in Kleinbasel.

Tinguely-Brunnen am Barfüsserplatz © Petra Häring-Kuan

Das Museum Tinguely gibt einen umfassenden Überblick über Leben und Werk dieses ungewöhnlichen Künstlers. Die permanente Ausstellung basiert auf den großzügigen Schenkungen der zweiten Ehefrau des Künstlers, Niki de Saint Phalle, sowie der Firma Roche.

Tinguely Museum. Im Vordergrund eine Skulptur von Niki de Saint Phalle © Petra Häring-Kuan

Neben der permanenten Ausstellung finden in dem großzügig angelegten Museumsbau auch  Gastausstellungen von anderen Künstlern statt, die sich teilweise sehr kritisch mit aktuellen Problemen der Zeit auseinandersetzen.

Ein weiteres Highlight ist für mich ein Ausflug per Straßenbahn nach Riehen zur Fondation Beyeler.

Fondation Beyeler, umgeben von Gärten, Wiesen und Feldern © Petra Häring-Kuan

Im Jahre 1982 gründete das Galeristenpaar Hildy und Ernst Beyeler die Fondation Beyeler und übereignete dieser ihre bedeutende Kunstsammlung, die sie in 50 Jahren zusammengetragen hatte. Der Schwerpunkt ihrer Sammlung liegt auf der klassischen Moderne und Gegenwartskunst. Fast alle führenden Künstler des 20. Jahrhunderts sind hier vertreten. Um die Sammlung entsprechend präsentieren zu können, mussten geeignete Räumlichkeiten geschaffen werden. Ernst Beyeler (1921-2010) betraute den Architekten Renzo Piano mit dieser Aufgabe. Piano hatte schon das Centre Pompidou in Paris entworfen. Das künftige Museum sollte vor allem eines bieten: viel Licht.

Ein Blick hinaus in den Garten © Petra Häring-Kuan

Der für seine Akribie bekannte Beyeler überließ nichts allein dem Architekten. Jedes Detail wurde mit ihm besprochen, bis der Neubau 1997 eröffnet werden konnte. Gezeigt wird nicht nur die eigene Sammlung, sondern es finden auch Wechselausstellungen namhafter Künstler statt. Gerade noch rechtzeitig kann ich mir die Retrospektive des niederländischen Malers Piet Mondrian (1872-1944) ansehen: Mondrian Evolution. Sie wird nur wenige Tage später geschlossen.

Was mich ganz besonders an der Fondation Beyeler beeindruckt, ist tatsächlich der Museumsbau selbst.

Er ist harmonisch eingebettet in die Landschaft mit großzügigem Blick auf Felder, Wiesen und Gartenanlagen sowie mit viel Raum zum Verweilen.

Rheinschwimmen – im Sommer ein beliebter Volkssport

Das Wetter meint es gut mit mir: blauer Himmel, Sonnenschein und milde Temperaturen. Während ich am rechtsseitigen Rheinufer entlangwandere fällt mir ein Mann auf, der mit der starken Strömung im Fluss treibt. Ungläubig bleibe ich stehen. Ist das nicht gefährlich, hier mitten im Rhein zu schwimmen? Aber dem Mann scheint es gut zu gehen. Ein roter Beutel treibt neben ihm.

Ein Schwimmer mitten im Rhein © Petra Häring-Kuan

Abends erfahre ich von meiner Freundin, dass es sich um den Volkssport No. 1 der Basler handelt, die nur zu gern zur Abkühlung in den Rhein springen, jedoch vorwiegend an warmen Sommertagen und nicht wie jetzt im Herbst. Eine Basler Erfindung ist der Wickelfisch, ein Schwimmsack in Form eines Fisches. Dort verstaut man die Kleidung, bevor es zum Schwimmen geht, und wickelt und verschließt ihn dann so, dass die Sachen drinnen trocken bleiben. Anschließend hängt man ihn sich um oder hält ihn fest und steigt in den Rhein, und zwar auf der Kleinbasler Seite, entweder am Museum Tinguely oder an der Wettsteinbrücke. Etwa 3 km kann man sich dann rheinabwärts treiben lassen, bis zur Johanniterbrücke. Weil der Schwimmsack wasserdicht ist und Luft enthält, kann er zugleich als Schwimmkissen dienen. Wickelfische sind in knallbunten Farben zu haben. Vorsicht ist aber wohl trotzdem geboten. Vor allem ungeübte Schwimmer können durch die starke Strömung des Rheins in Panik geraten. Wenn dann niemand in unmittelbarer Nähe zu Hilfe kommt, kann es brenzlig werden.

Ich komme wieder – bestimmt

Meine Freundin staunt, wenn ich abends heimkehre und von meinen langen Wanderungen erzähle. Meist brechen wir dann aber trotzdem noch einmal auf, um ein bisschen Basler Nachtleben zu genießen und sie zeigt mir, wo sie sich mit Freunden und Kollegen trifft. So auch am letzten Abend. Wir wollen nach Kleinbasel zu einem Musikfestival. Doch wir kommen nicht weit. Kaum aus dem Haus entdeckt sie eine Straße weiter vor einer Kneipe eine Gruppe befreundeter Nachbarn, gemütlich bei Bier und Wein um einen runden Tisch auf dem Gehsteig sitzend. Einige sind schon im Ruhestand, andere noch berufstätig. Sie geben Ratschläge, was ich mir unbedingt noch alles ansehen müsse und sind fassungslos, wie wenig ich von Basel gesehen habe. Ich weiß es längst: fünf Tage sind wirklich zu kurz für diese Stadt. Wir verabschieden uns und ziehen weiter, zunächst durch die Altstadt und dann über den Rhein nach Kleinbasel. Zwei Stunden später kommen wir zurück, die Gruppe sitzt noch immer dort, inzwischen bedeutend fröhlicher als zuvor. Wir gesellen uns dazu und lassen den Abend ausklingen

Basel – ich komme wieder. Es gibt noch so viel zu entdecken!

 

 

 

 

 

 

2 Kommentare
  1. Schön ge/beschrieben, liebe Petra,
    vielen Dank für die bunten und gut bebilderten Kapitel, Du bist ja viel herumgekommen !
    Und Du hast Recht, es gibt noch sooo viel mehr zu entdecken, z.B. gibt es in Basel zwei beeindruckende Werke der schweizer Bidlhauerin Bettina Eichin, die nicht nur künstlerisch, sondern auch durch ihre politischen Botschaften überzeugen (allerdings auch nachdenklich machen und ein unerwartetes Licht auf die Schweiz werfen):
    Im MÜNSTER die “Markttische” (https://de.wikipedia.org/wiki/Markttische) und auf der Mittleren Rheinbrücke (Greifengasse) die großartige Skulptur “Helvetia auf der Reise” (ttps://de.wikipedia.org/wiki/Bettina_Eichin#/media/Datei:Basel_-_Greifengasse_-_Mittlere_Rheinbrücke_2011-10-25_11-14-48_ShiftN.jpg)

  2. Liebe Petra, Tinguely habe ich im Lehmbruck-Museum in Duisburg gesehen. Ziemlich verrückt aber auch wieder interessant. Die Skulpturen konnte man elektrisch in Bewegung setzen.
    Niki de St. Phalle Skulpturen liebe ich. Sie stehen in den Straßen von Duisburg und auch in Hamburg gegenüber den Landungsbrücken, also bei den Musical-Gebäuden, wo ich sie schon bewundern konnte.
    Danke für den Basel-Bericht, wirklich ein Grund, länger zu bleiben.

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