Chinas Große Mauer – Das größte Bauwerk der Welt

Als Grenzbefestigung erstmals in vorchristlicher Zeit errichtet, ist sie heute ein Nationalsymbol Chinas. „Zehntausend Li lange Mauer“ nennen sie die Chinesen. Gemeint ist: endlos lang. Endlos? Wie lang denn wirklich? Und sieht sie überall so schön aus wie im restaurierten Abschnitt nahe Peking? Wann wurde sie eigentlich gebaut und von wem? Und überhaupt: gibt es nur diese eine oder womöglich mehrere Mauern?

Auf solche Fragen weiß der Hamburger Sinologe und Publizist Dr. Hans-Wilm Schütte zu antworten, denn er ist die chinesische Mauer entlang gereist, hat dabei 5.100 Kilometer über Land zurückgelegt, von ihrem westlichen bis zu ihrem östlichen Ende, also „Von Yumen Guan nach Shanhai Guan“, wie auch seine neueste Veröffentlichung zu diesem Thema heißt. Bereits im Jahre 2002 erschien von ihm der Band „Chinas Große Mauer“. Dieses nur noch antiquarisch erhältliche Buch berichtet auf etwa 160 reich bebilderten Seiten umfassend über die Mauer und gibt zugleich einen Überblick über die chinesische Geschichte von den Anfängen bis zum Ende des 19. Jahrhunderts.

Ich kenne Hans-Wilm Schütte seit vielen Jahren. Sein Wissen und seine Kompetenz beeindrucken mich immer wieder. Umso glücklicher bin ich, dass er sich zu einem Interview über Chinas Große Mauer bereit erklärte.

Vorab ein paar Zahlen, die ich aus seinen Büchern zitieren möchte. Die Große Mauer der Ming-Dynastie hat eine Länge von 8.852 Kilometern. Diese Angabe stammt von der chinesischen Denkmalschutzbehörde. Die Gesamtlänge aller Großen Mauern, die im Laufe der chinesischen Geschichte errichtet wurden, wird jedoch auf 50.000 Kilometer geschätzt. In diese Zahl eingeschlossen sind sowohl zweieinhalb Meter hohe Lehmwälle als auch massive Backsteinmauern von neun Metern Höhe. Einige dieser Mauern befinden sich in Gebieten, die heute nicht mehr zu China gehören.

© LIU Guosheng

Petra: „Chinas Große Mauer“ lautet unser Thema. Eigentlich müsste man im Plural sprechen, also von Chinas Großen Mauern.

Hans-Wilm Schütte: Ja, denn das ist eine wichtige Erkenntnis, die mit dem, wie die Mauer wahrgenommen wird, nicht übereinstimmt. Im Allgemeinen kennt man nur die Mauer der Ming-Dynastie (1368-1644), die in restaurierter Form in der Nähe von Peking von Millionen von Menschen besichtigt wird. In Wirklichkeit haben die Chinesen im Laufe ihrer langen Geschichte viele Mauern gebaut. Je nachdem wie die Grenzen jeweils verliefen, zeigen auch die Mauern unterschiedliche Verläufe. Wenigen ist überdies bekannt, dass nicht nur die Chinesen an diesen Mauern gebaut haben sondern auch Fremdvölker, wenn diese Teile Chinas erobert hatten. Dann führten sie im Norden manchmal die Sitte des Mauerbaus fort.

P: Weiß man, wann der Mauerbau begann?

HWS: Archäologen sagen, dass die ältesten Grenzbefestigungen im 5. Jahrhundert v. Chr. geschaffen wurden, in einer Zeit, als China noch kein geeintes Reich war, sondern aus miteinander rivalisierenden Fürsten- und Herzogtümern bestand. Die Mauern lagen somit nicht am Rande des damaligen chinesischen Siedlungsgebietes, sondern mittendrin. Die Chinesen haben sie zunächst zum Schutz vor ihresgleichen angelegt.

© LIU Guosheng

Spricht man heute aber von Chinas Großer Mauer, ist immer jene gemeint, die im Norden an einer Art Kulturgrenze verläuft. Dort trifft das agrarische China auf die nomadische Steppe. Die Nomaden waren auf den Handel mit dem Süden angewiesen, weil sie in der Steppe vieles nicht selbst herstellen konnten. Wenn es dann im Norden auch noch zu wenig geregnet hatte, mussten sie in den Süden ziehen, um ihre Herden zu tränken. So gerieten sie regelmäßig mit den chinesischen Ackerbauern in Konflikt. Die Chinesen waren aber letztlich stärker und volkreicher und verfügten über größere Ressourcen. Sie drängten die Nomaden nach Norden zurück und errichteten Schutzwälle. Die ältesten in diesem Gebiet stammen aus der Zeit um 300 v. Chr.

P: Aus den oben genannten Fürsten- und Herzogtümern bildeten sich im Laufe der Zeit Königreiche heraus.

HWS: Darunter das Reich der Qin. Ihrem Herrscher gelang es, alle anderen zu unterwerfen und das Land zu einen. Im Jahre 221 v. Chr. erhob er sich zum ersten Kaiser von China: Qin Shi Huang.

P: Heute ist er uns vor allem durch seine monumentale Grabanlage ein Begriff, die nahe der Stadt Xi’an liegt und zu der die berühmte unterirdische Terracotta-Armee gehört.

HWS: Unter diesem ersten Kaiser war China unglaublich expansiv. Qin Shi Huang führte Feldzüge in alle Himmelsrichtungen, denn nach der Reichseinigung verfügte er über Ressourcen wie kein chinesischer Herrscher vor ihm. Unter seiner Regie war das chinesische Reich allen umgebenden Völkern in jeder Hinsicht überlegen. Im Zuge dieser Expansion erfolgte im Norden eine neue Etappe des Zurückdrängens der Nomaden. Das eroberte Land wurde durch eine Grenzmauer gesichert, die klar machte, hier sind wir und ihr seid auf der anderen Seite. Aber diese Grenzmauer war kein gesamtstaatliches Projekt. Wie aus historischen Aufzeichnungen hervorgeht wurde sie von dem General, der gegen die Nomaden zu Felde zog, sozusagen nebenher errichtet, indem er seine Soldaten Steine aufeinander stapeln ließ. Man kann Teile dieser Mauer heute noch betreten. Sie folgt den Nordhängen von Anhöhen und Hügeln, ist nur etwa einen Meter dick und dürfte wenig höher als anderthalb Meter gewesen sein. Das heißt: sie diente außer als Grenzmarkierung als Brustwehr, hinter der man sich verstecken und auf von unten anrückende Gegner mit Pfeilen schießen konnte. Man sieht ihr an, dass sie innerhalb kurzer Zeit errichtet wurde, eben im Zuge eines Feldzuges, um eventuell anrückende Nomaden abzuwehren.

P: Häufig wird behauptet, Kaiser Qin Shi Huang hätte Chinas Große Mauer errichten lassen.

HWS: Am östlichen Ende der Mauer gibt es ein interessantes Museum, in dem die Sache mit dem Mauerbau des ersten Kaisers groß herausgestellt wird. Die dort in Szenen dargestellte Mauer entspricht jedoch jener der Ming-Zeit und nicht der archäologisch nachgewiesenen der Qin-Zeit. Fürs Publikum macht es sich aber eben viel eindrucksvoller, wenn die Mauer vor angeblich 2200 Jahren schon so aussah wie die, die man heute besichtigt.

P:  Wie ging es dann weiter mit dem Mauerbau?

HWS: Han-Kaiser Wu (156-87 v. Chr.) war der erste große Mauerbauer. Es hat nie eine längere Mauer gegeben als jene, die unter seiner Herrschaft entstand. Das hängt mit der Geschichte der Seidenstraße zusammen. Die Seidenstraße als interkontinentaler Handelsweg entstand erst infolge seiner Eroberungen, die im Norden über die Eroberungen unter dem Ersten Kaiser noch weit hinausgingen. Kaiser Wu hatte einen Gesandten Richtung Westen geschickt, nach Zentralasien, um Verbündete im Kampf gegen die Nomaden zu gewinnen. Dieser kam bis ins heutige Usbekistan und erfuhr von dem großen Interesse, das die Völker im Westen an chinesischen Waren hatten. Auch sah er, dass die Völker dort über hervorragende Pferde verfügten. Um also eine sichere Verbindung dorthin herzustellen, unternahm der Kaiser mehrere Feldzüge weit in den Nordwesten hinein und sicherte die eroberten Gebiete durch einen zügigen Mauerbau. Während unter dem ersten Kaiser Qin Shi Huang nur eine notdürftige, relativ kleine Mauer entstanden war, handelte es sich nun um ein richtiges militärisches Abwehrsystem mit Wachttürmen, einhergehend mit der Umsiedlung Zehntausender Bauern in den Westen, die das dort stationierte Militär versorgen mussten. Denn keine Mauer nutzt etwas, wenn sie nicht bewacht wird.

P: Ist diese Mauer heute noch zu sehen?

HWS: Gut erhaltene Reste gibt es vor allem in der Wüste, da wo wenig Menschen leben. Natürlich ist die Mauer durch Staubstürme stark erodiert, aber teilweise ist sie noch immer zwei Meter hoch.

Han-Mauer (ca. 1. Jh. v. Chr.), westlich von Yumen Guan, © Dr. Hans-Wilm Schütte

P: Ein solcher Mauerbau muss doch einen unglaublichen organisatorischen Aufwand erfordert haben.

HWS: Die Chinesen waren immer darauf bedacht, alles was der Staat machte, getreulich zu dokumentieren. So ist aus dem Jahre 484 ein längerer Text überliefert, der genau diesen Aufwand schildert. Ein Beamter wendet sich mit einer Eingabe an den Kaiser und spricht sich für die Errichtung einer Mauer aus, um die Grenze nach Norden zu sichern. Darin heißt es: „Wenn ein Mann einen Monat arbeitet, sollte er ein Mauerstück von drei Schritt Länge errichten. 300 Mann schaffen dann drei Li, 3000 Mann 30 Li und 30 000 Mann 300 Li. Wenn Starke und Schwache ihre Kräfte zusammentun, um auf 1000 Li zu kommen, müsste man es mit 100 000 Mann in einem Monat schaffen.“ Das entspräche einer Länge von etwa 600 Kilometern.

P: Wer waren die Männer, die die Mauern zu bauen hatten? Soldaten?

HWS: Beim Ersten Kaiser waren es Soldaten gewesen. Während der Han-Zeit waren es Bauern, die man außerhalb der Ackerbausaison dorthin schaffte, wo die Mauer entstehen sollte. In Nordchina konnten alle Bauern Stampflehmmauern bauen. Sie beherrschten diese Technik, weil sie ihre eigenen Häuser aus Stampflehm errichteten. Das Material, Lehm, war üblicherweise vorhanden. Man brauchte nur noch die entsprechenden Gerätschaften, genügend Verpflegung und Unterkunft. Das war aber, auf die Größe Chinas berechnet, keine unlösbare Aufgabe.

Ming-Mauer östlich von Qingshuihe, Provinz Shanxi, © Dr. Hans-Wilm Schütte

P: Als Abwehrsystem haben diese Mauern nicht immer ihren Zweck erfüllt. Nach dem Niedergang der Han-Dynastie zerfiel das Reich in einzelne Staaten und aus dem Norden und Westen drangen Völker in das Land, eroberten weite Gebiete und gründeten eigene Dynastien. Erst nach 360 Jahren wurde China wieder geeint.

HWS: Die Tatsache, dass man immer wieder Mauern neu errichtet hat und dass sogar Fremdvölker die Sitte des Mauerbaus übernommen haben, bezeugt aber, dass die Befestigungen eine große Hilfe waren. Man hat die Mauern durchaus 200 oder 300 Jahre lang benutzt.

Ming-Mauer westlich von Xinmin mit Wachtturm, © Dr. Hans-Wilm Schütte

P: Interessant finde ich in deinen Beschreibungen das System der Signaltürme, dass man Meldungen mittels Rauch- und Feuersignalen in Windeseile über Hunderte von Kilometern weitergeben konnte.

HWS: Dieses System kann man heute noch bei der Großen Mauer der Ming-Dynastie nahe Peking nachverfolgen. Die Signaltürme stehen alle in Sichtweite voneinander und bilden Kommunikationslinien zur Hauptstadt, so dass man tagsüber mit verschiedenfarbigem Rauch und nachts mit Feuer Signale weitergeben und bei einem Angriff Truppenverstärkung anfordern konnte.

© Dr. Hans-Wilm Schütte

P: Damit wären wir bei der Mauer der Ming-Zeit (1368-1644).

HWS: Unter den Ming-Herrschern entstand die Mauer in Dimension und Gestalt, wie wir sie heute in der Gegend von Peking sehen. Schon aufgrund ihrer Größe ist sie das mit Abstand aufwendigste und kostspieligste Mauerprojekt in der chinesischen Geschichte. Spektakulär auch deshalb, weil sie jetzt über die höchsten Grate der Gebirge verlief. Nahe Peking erreicht die Mauer eine Breite von sieben bis acht Metern an der Basis und etwa fünf Metern auf der Krone sowie eine Höhe von bis zu neun Metern, versehen mit Zinnen und Türmen. Neu ist eine Ummantelung aus gebrannten Ziegeln, manchmal auch aus Naturstein, die innen wie außen bis zu anderthalb Meter stark war. Das Innere wurde mit Schotter, Lehm oder Sand gefüllt. Dieser Aufwand spiegelt die Entwicklung der Waffentechnik bei den Mongolen wider. Weiter nach Westen besteht die Mauer übrigens aus Stampflehm.

P: Am Ende deines Buches schreibst du, dass die Mauer eigentlich ein Stein gewordenes Eingeständnis von politischem Scheitern ist. Wie meinst du das?

HWS: Die Ming-Herrscher hätten sich den ganzen Mauerbau sparen können, wenn sie bereit gewesen wären, mit den verschiedenen Mongolenstämmen diplomatische Beziehungen zu pflegen und ihnen Handel zu ermöglichen. Doch die Ming waren kulturell zu arrogant. Innerhalb des Hofes gab es einen jahrzehntelangen Streit um den Umgang mit den Mongolen: Erlauben wir ihnen, Tributgesandtschaften zu schicken und Handel mit uns zu treiben – was für die Mongolen ja lebensnotwendig war – oder halten wir sie uns vom Leibe? Alle Beamten, die sich an der Grenze auskannten und mit den Mongolen zu tun hatten, sagten: Wir brauchen keine Große Mauer. Wir müssen die Mongolen politisch integrieren, dann machen sie uns auch keine Probleme. Aber leider konnten sich diese Leute bei Hofe nur zeitweise durchsetzen. Immer wieder gewann die konservative Konfuzianer-Fraktion Oberhand, die sich zwar im Konfuzianismus gut auskannte, aber nicht mit der Praxis und vor allem nicht im Umgang mit den Mongolen. So wurde eben doch der Mauerbau durchgeführt, der horrende Summen verschlang, die Staatskasse belastete und die Bevölkerung verarmen ließ. Folglich kam es zu schweren Aufständen und in der Folge zum Sturz der Ming-Dynastie. Man hatte sich durch die Mauer zwar gegen die Völker im Norden gesichert, aber den Feind in den eigenen Reihen übersehen und auch nicht erkannt, was der Mauerbau mit dem eigenen Volk anrichtete.

P: Dann eroberten die Mandschuren China, wieder ein Fremdvolk aus dem Norden. Sie gründeten die Qing-Dynastie (1644-1911). Unter ihrer Herrschaft erreichte China eine Ausdehnung wie nie zuvor.

HWS: Die Herrscher der Qing führten große Feldzüge Richtung Zentralasien. Sie verstanden es auch, mit den Mongolen umzugehen. Jene mongolischen Stämme, die sich ihnen gegenüber loyal erklärten, wurden privilegiert, gegen andere Stämme zog man zu Felde und rang sie nieder.

P: Und was geschah mit der Mauer?

HWS: Die wurde nicht mehr gebraucht. Sie verfiel.

© LIU Guosheng

P: Irgendwann tauchten die Europäer auf und entdeckten die Mauer.

HWS: Die Kenntnis der Großen Mauer kam durch die Jesuiten nach Europa. Diese waren zum Zwecke der christlichen Mission nach Peking gekommen. Die Mauer wurde daraufhin in ganz Europa bekannt und berühmt. In meinem Buch „Literarische Streifzüge durch Peking“ habe ich aus einem englischen Werk aus den 1780er Jahren zitiert, in dem ein Engländer einem anderen vorschlägt, unbedingt die Große Mauer zu besuchen: „Täten Sie es, so vollbrächten Sie etwas Wichtiges, um Ihren Kindern zu Ansehen zu verhelfen. Der Glanz Ihrer Tatkraft und Ihrer Wissbegierde würde dann auf sie fallen. Sie würden für immer als die Kinder eines Mannes gelten, der aufgebrochen war, Chinas Große Mauer zu sehen.“

P: War die Große Mauer damals auch in China berühmt?

HWS: Keineswegs. Im Land selbst galt sie als Bauruine. Noch im 19. Jahrhundert interessierte sich niemand für sie. Den größten Schaden erlitt die Mauer aber unter Mao, unter der sozialistischen Mangelwirtschaft. Die Bevölkerung wuchs, es gab jedoch kein Baumaterial. Also bedienten sich die Bauern in den Gegenden, durch die die Mauer verlief, der dortigen Steine. Vor allem in der Provinz Shanxi ist heute von der Mauer nur noch ein zusammengerutschter Erdwall übrig, weil alle Steine fehlen.

© LIU Guosheng

P: Irgendwann begann man dann doch mit der Restaurierung.

HWS: Ja, weil man begriffen hatte, dass die Mauer doch etwas ganz Besonderes ist. In den 1950er Jahren restaurierte man den Abschnitt von Badaling, nahe Peking, und führte fortan die ausländischen Staatsgäste dorthin. Alle Ausländer, die nach Peking kommen, müssen unbedingt einmal zur Großen Mauer. Sie ist auch wirklich einzigartig.

P: Welche Bedeutung hat die Mauer heute? Sie ist zu einem Sinnbild Chinas geworden.

HWS:  Die Mauer ist ein Symbol der chinesischen Leistungsfähigkeit, der Leistungsfähigkeit des chinesischen Staates, und dies natürlich auch zu Recht. Andererseits lernt man durch die Große Ming-Mauer, dass es schädlich ist, sich von dem Rest der Welt abzugrenzen. China hat aus dieser Erkenntnis seine Lehren gezogen. Heute ist die Ming-Mauer natürlich auch ein Wirtschaftsfaktor. Sie zieht in- wie ausländische Touristen an. Bemerkenswert ist allerdings auch eine Feststellung, die ich schon bei meinen ersten Mauerforschungen gemacht habe, dass nämlich das Bild, das man im Westen von der Großen Mauer hat, genau das gleiche ist, das die Chinesen von ihr haben und das genauso falsch ist. Chinesen, die fast in Sichtweite der Großen Mauer wohnen, wenn auch nicht an den restaurierten Stellen nahe Peking, wissen meist nicht von ihr. Fragt man sie: „Hier in der Nähe muss doch irgendwo die Große Mauer sein“, dann erwidern sie: „Große Mauer? Hier bei uns? Nein, da müssen Sie nach Peking fahren!“ Man könnte auch sagen: Eine Sehenswürdigkeit ist dort, wo eine Kasse steht und Eintrittskarten verkauft werden. Sonst ist es keine Sehenswürdigkeit.

P: Vielen Dank für dieses Interview!

 

 

© Dr. Hans-Wilm Schütte

Von Hans-Wilm Schütte sind zu diesem Thema unter anderem erschienen:

Chinas Große Mauer, Die Wiederentdeckung eines Weltwunders, München: Orbis Verlag 2002

Von Yumen Guan nach Shanhai Guan, Auf der Suche nach Chinas großen Mauern – ein Reisetagebuch, Gossenberg: Ostasien-Verlag 2020

Literarische Streifzüge durch Peking, Gossenberg: Ostasien-Verlag 2016

 

 

 

1 Kommentar
  1. Ein sehr eindrucksvolles Interview mit einem wirklich kompetenten Gesprächspartner, das auch von den interessanten und kenntnisreichen Fragen lebt! So erfährt man anhand der Großen Mauer(n) viel über die Entwicklung Chinas und kann auch politische Entwicklungen der neueren. Geschichte gut einordnen. Danke, und bitte noch mehr solche faszinierende Beiträge!
    Dr. Erich Follath, Journalist

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